Zu Hause bei den Orang Aslis – Malaysia
- Kategorie: travel
Angekommen in Taman Negara parken wir unser Mietauto für 5 Ringgits pro Tag auf einem bewachten Parkplatz und machen uns mit unseren 4 ziemlich schweren Gepäckstücken auf zur Bootsanlegestelle. Die Überfahrt durch das hellbraune Flusswasser dauert nicht einmal eine Minute und kostet 1 Ringgit pro Person. Gut, dass es auf der anderen Seite einen Lastenaufzug für unser Gepäck gibt, denn wir müssen etwa 80 steile Stufen zur Rezeption hinaufsteigen. Leider ist unser Chalet 5 Gehminuten von der Lobby und dem Restaurant entfernt, aber so bleiben wir wenigsten fit. Wie immer hängen wir im Zimmer angekommen erstmal das Mückennetz über unser Bett. Schließlich wollen wir weder zerstochen noch von einem Skorpion überrascht werden. Denn Skorpione gehören zu den nachtaktiven Tieren, wie wir bei unserer anschließenden Nachtwanderung erfahren. Mittlerweile hat es zu regnen angefangen, alles riecht so herrlich nach Dschungel und es ist eine schöne, aber auch aufregende Atmosphäre. Wir lernen unseren privaten Guide Itris kennen,der sich große Mühe gibt, uns so viele Tiere wie möglich zu zeigen. Mit Regenschirm, Tarnkappi und Taschenlampe bewaffnet schleichen wir gespannt mit Itris durch den Dschungel. Schon nach ein paar Metern sehen wir ein Stabinsekt, das nur beim genaueren hinsehen Augen bekommt. Kurz danach zeigt er uns mit Hilfe seines UV-Lichts einen Skorpion, der wegen seines fluoreszierenden Körpers in dem speziellen Licht fast neongelb leuchtet. Außerdem sehen wir noch riesengroße Motten, die aussehen wie wunderschöne Schmetterlinge, einen kleinen am Baum kabbelnden Tausendfüßler und einige mittelgroße Spinnen. Wir haben uns zwar etwas mehr erhofft bei unserer Nachtwanderung, aber Itris erklärt uns, dass das auch an dem Regen liegt, da sich manche Tiere zum Beispiel unter den Blättern verstecken. Wildschweine jedoch scheinen den Regen zu mögen, denn in der Nacht werden wir von einem an unserem Chalet vorbeirennenden, laut grunzendem Wildschwein geweckt.
Am folgenden Morgen müssen wir etwas früher aufstehen, denn wir haben einen tollen Tag vollgepackt mit vielen Aktivitäten vor uns. Wieder ist Itris unser privater Guide für den gesamten Tag. Gut gerüstet mit tonnenweise Antimückenspray, Safarihose und gutem Schuhwerk, freuen wir uns auf die angekündigte dreistündige Dschungelwanderung. Da am Nachmittag ein Besuch bei den Orang Aslis geplant ist, zeigt uns unser Guide am Vormittag ein paar Pflanzen und Bäume, die die Einwohner des Nomadenstammes für ihr tägliches Leben benutzen. Begeistert waren wir von der natürlichen Art der Mückenabwehr. Dazu bastelt er uns ein Armband, das er aus dem inneren einer Ingwerpflanze gemacht hat. Der Geruch davon soll Ungeziefer fern halten. Die Orang aslis binden sich den Ingwer an das Handgelenk oder um den Hals, um beim Jagen eine insektenfreie Sicht zu haben. Nur einen Augenblick später entdeckt Itris in einem Baum eine grüne Schlange. Er erklärt uns, dass es sich hierbei um eine extrem giftige, sogenannte Wagler’s Viper handelt, die man anscheinend nur sehr selten zu Gesicht bekommt. Sie scheint für uns zu posen und wir bekommen ein schönes Foto. Wir setzten unseren Weg fort und auf einmal beobachten wir wie Itris anfängt, Steine zu sammeln. Er legt fünf Steine vor uns hin, beträufelt diese mit Wasser und es entstehen fünf verschiedenfarbige kleine Pfützen . Dann nimmt er Olivias Hand und fängt an mit ganz feinen Stöckchen eine malaysische Hibiskusblüte auf ihren Handrücken zu zeichnen. Dabei erzählt er uns, dass er früher als Tätowierer gearbeitet hat.
Das nächste Highlight ist der weltweit längste Canopy Walk. Zusammen mit vielen anderen Touristen laufen wir über insgesamt sechs, teilweise bis zu 45 Meter hohe Hängebrücken. Mit etwas Trödeln haben wir aber trotzdem ein paar Bilder alleine auf der Brücke bekommen. Eigentlich hätten wir das Vergnügen noch länger gehabt, doch die restlichen Brücken werden leider zur Zeit restauriert. Normalerweise ist der Canopy Walk 510 Meter lang. Dann ist es Zeit zum Mittagessen und wir gehen zurück zum Hotel. Auf dem Rückweg sehen wir noch viele interessante dinge wie zum Beispiel einige Vögel, wie den Black Naped Monarch, einen riesigen Bambus, einen giftigen Pilz, einen Tausendfüßler und eine aus dem Baumloch schauende Echse. Nach einer kurzer Mittagspause machen wir es uns in einem schaukelnden Longboat gemütlich und lassen uns von Itris über den Fluss schippern. Hin und wieder überholen uns ähnliche mit bis zu 15 Personen vollgestopfte Boote und wir kommen uns alleine zu zweit wie VIP`s vor. Mit der Gemütlichkeit ist es allerdings vorbei, als wir in die Stromschnellen geraten und eine Welle nach der anderen über uns ins Boot schwappt. So kommen wir fröhlich und völlig durchnässt in einem der kleinen Dörfer der Orang Aslis an. Übrigens gibt es siebzehn verschiedene Stämme der Orang Aslis in Malaysia. Wir dürfen Einblicke in das Leben des Stammes Batek bekommen.
Es riecht nach angebranntem Holz und hier und da steigt Rauch hinter den Stroh-, Holz- und Wellblechhütten auf. Schüchterne Kinder schauen immer wieder vorsichtig hinter bunten Tüchern hervor und einige Touristen bekommen in kleinen Gruppen verschiedenen Vorführungen. Auch uns zeigen sie, wie sie aus Ratenhölzern und Bambusspänen oder mit Steinen Feuer machen. Außerdem sind sie exzellente Jäger mit dem Blasrohr. Die Orang Aslis stellen es aus leichtem Bambus selber her. Genauso wie der spitze Holzpfeil im Inneren, der zur Jagd vorher in Gift getränkt wird, das sie sich von einer Pflanze (Antiaris Toxicaria) im Dschungel holen. Einige Meter entfernt hängt ein Teddy als Demonstrationsobjekt an einer Holzplatte, auf dem wir uns auch Jäger versuchen dürfen (natürlich nur mit ungiftigen Pfeilen). Zum Schluss überreichen wir ein paar begeisterten Kindern Plastikspielzeug, das sie selber zusammenbauen können (ähnlich wie aus einem Überraschungsei). Überwältigt und beeindruckt von deren Lebensweise verabschieden wir uns und gehen über den kleinen Strand zurück zu unserem Boot. Kurz bevor wir wieder einsteigen und Olivia (!) uns zurück zum Hotel bringt, treffen wir noch zwei Fischer, die uns stolz ihre Beute zeigen.